Erst vor wenigen Tagen ist Wirbelsturm „Sandy“ durch die Karibik und die USA gezogen und hat verheerende Verwüstungen hinterlassen, Dutzende Menschen starben. An eine Rückkehr in den Alltag ist in den betroffenen Gebieten noch nicht zu denken – doch die nächste, wohl noch zerstörerische und unmenschlichere Katastrophe könnte schon kurz bevor stehen: Sollte der ultrakonservative US-Präsidentschaftskandidat Willard Mitt Romney am kommenden Dienstag die Mehrheit der Wahlfrauen und -männer hinter sich vereinigen können (was nicht zwingend einer Mehrheit in der Bevölkerung gleichkäme), wären nicht nur die USA davon betroffen – es wäre eine Katastrophe, unter der die ganze Welt leiden müsste.
Romney hatte sich während seiner Kampagne damit abgemüht, die US-Bevölkerung davon zu überzeugen, dass Obama keine zweite Amtszeit verdient hätte: Der 44. US-Präsident habe es nicht geschafft, die US-Wirtschaft in Schwung zu bringen, die Arbeitslosigkeit zu senken oder Steuern zu senken. Wandel, „Change“, müsse sich an Taten messen lassen, nicht nur an Worten. Tatsächlich konnte Obama nicht alle seiner 2008 versprochenen Ziele erreichen – nicht zuletzt wegen der Verhinderungspolitik der Republikaner_innen im Repräsentantenhaus.
Doch welches Programm setzt Romney dagegen? Die Steuern will er senken, aber am liebsten nur für die Reichen, die schon heute unverhältnismäßig überprivilegiert sind, während 46 Millionen US-Bürger_innen in Armut leben; der Bundeshaushalt soll „saniert“ werden, natürlich auf Kosten von Schulen, Gesundheit und dem Katastrophenschutz, der kurzerhand privatisiert und föderalisiert werden soll (ein Glück für die Bevölkerung, dass „Sandy“ nicht die US-Wahlen abgewartet hat), während das Militärbudget ordentlich aufgestockt werden soll – Angriffskriege kosten bekanntlich Geld; da es im Land nicht genügend qualifizierte Frauen für Romneys Kabinett gibt, müsse nach diesen regelrecht gefahndet werden, damit sie sich in den berühmt gewordenen „binders“ abheften ließen – da braucht es auch kein Recht auf den eigenen Körper, sondern besser härtere Abtreibungsgesetze (sich trotz der Kriegsrhetorik und der geplanten Annullierung von Obamas wichtiger Gesundheitsreform auch noch „pro-life“ zu nennen, ist schlicht geschmacklos). Sanktionen gegen Homosexuelle gehören für Romney sowieso zum guten konservativen Ton. Angesichts dieses Steinzeit-Programms kann man sich nur fragen: Wer sind diese 48 Prozent, die sich in den Umfragen für Romney ausgesprochen haben?
Sollte Romney gewinnen, wird die Welt dafür teuer bezahlen müssen: Unter einem republikanischen US-Präsidenten müsste wieder mit Angriffskriegen gegen den nahen und mittleren Osten gerechnet werden, solche hatten unter Bush beispielsweise im Irak hunderttausende, vielleicht sogar mehr als eine Million zivile Opfer und tausende Soldaten gefordert. Sollte Romney US-Präsident werden, würde seine rückschrittige Umweltpolitik alle internationalen Bemühungen um eine Reduktion von Treibhausgas-Emissionen zunichtemachen und auf der ganzen Welt solche Naturkatastrophen befeuern, wie sie erst vor wenigen Tagen in Amerika wüteten. In einer globalisierten Welt hängt alles zusammen. Für sie, also auch für uns, wäre ein US-Präsident, der den ungebändigten entmenschlichenden Raubtierkapitalismus verkörpert, eine schreckliche Katastrophe. Die US-Amerikaner können sie noch verhindern.